Viola lernen – 20 Fragen an Marion Leleu

(15.12.2023)

Marion Leleu passioniert Viola spielend

Marion Leleu |

Homepage: https://www.marionleleu.net/

Marion Leleu hat mit 4 Jahren begonnen, Bratsche zu lernen. Sie studierte am CNSM in Lyon Bratsche und Chor-Dirigat und schloss ihr Diplom mit Auszeichnung ab. Erst wirkte sie lange Jahre als Orchestermusikerin, u.a. an der Staatsoper Hamburg und an der Kammerakademie Potsdam, aber auch in vielen anderen Ensembles, in denen sie Gast war. Dazu gehören das Chamber Orchestra of Europe, das Orchestre de Radio-France, das Ensemble Modern, die Bayerische Staatsoper, die Dresdner Staatsoper und die Akademie für Alte Musik Berlin. Die Bühnenerfahrung, die sie dort gesammelt hat, gibt sie seit 2008 an der UdK Berlin weiter. Sie unterrichtet Bratsche außerdem an der Musikschule Leo Gerstenberg und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, dort seit 2017 mit Schwerpunkt Didaktik und Lehrpraxis für Hohe Streicher.

Ihre Leidenschaft gilt der Pädagogik und der psychologischen Unterstützung anderer Musiker, um sie zu ihrer bestmöglichen Leistung zu bringen. Ihre Coaching-Methode stützt sich auf die Technik der Klopfakupressur und der positiven Visualisierung. Sie gab mehrere Weiterbildungen und Workshops für Instrumentalisten ist im In- und Ausland eine gefragte Rednerin und Referentin auf diesem Gebiet.

Als Musikerin weiterhin leidenschaftlich unterwegs, hat sie ihre Konzerttätigkeit auf die anspruchsvolle Kammermusik verlagert, in verschiedenen Formationen, aber besonders mit Ihrem Duo Partner Bertrand Giraud, mit dem sie in 2023 die CD „1919“ aufgenommen hat.

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Ich bin in der Bretagne geboren. Das Meer und die Wellen sind mir immer ein Beispiel dafür, wie natürliches Musizieren klingen, aussehen und wie es sich anfühlen sollte. Die Bratsche ist von Anfang an „mein” Instrument gewesen. (Da sich nicht mit Geige angefangen habe, bin ich eine sogenannte „Edelbratsche”.)

Als Impulsgeberin und Mediatorin zugleich, erfüllt die Mittelstimmigkeit der Bratsche genau meinen Wunsch nach Verbundenheit und Freiheit. Im Orchester erlebte ich alles... von höchsten Glücksgefühlen bis hin zu entsetzlicher Langeweile und unangenehmen hierarchischen Strukturen, was mich dazu führte, ein Leben abseits der Festanstellung im Orchester zu suchen.

Dem Beispiel meiner Mutter folgend, habe ich zusätzlich mehr als 10 Jahre Dirigiererfahrung gesammelt. Vom Streichorchester bis hin zum Symphonieorchesterkonzert mit Solisten in der Berliner Philharmonie liebe ich es, Menschen und Klänge zusammenzubringen und zu einem geschlossenen Ganzen zu machen, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Und dennoch brauche ich es, selbst einen Klang zu produzieren und nicht nur andere dazu zu animieren.

In den letzten Jahren arbeitete ich vermehrt an der Konzeption und Vermittlung von Herangehensweisen, um Musikern einen gangbaren Weg zu zeigen, auf der Bühne glücklich, befreit und physiologisch höchst effizient zu musizieren. Durch meine umfangreichen Erfahrungen mit Bratschengruppen, Orchestern, Schülern sowie diverser Bühnenvorbereitungskurse konnte ich schon viele funktionierende Konzepte erfolgreich anwenden. Und ich suche immer weiter... Es vergeht nicht eine Woche, in der ich mit meinen Untersuchungen nicht ein Stückchen weiterkomme.

Derzeit arbeite ich daran, diese umfangreichen Informationen so aufzubereiten und zu strukturieren, dass möglichst viele damit arbeiten können. meine Website ist auch ein Schritt auf diesem Weg... seien Sie also herzlich Willkommen und viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

„Ich liebe den melancholischen Klang der Bratsche. Sie ist bestens geeignet, um alle Zustände der Seele zum Ausdruck zu bringen. Von der Tonhöhe ist die Bratsche nah an der menschlichen Stimme: die hohen Saiten wie eine Frauenstimme und die tiefen Saiten wie eine Männerstimme.“

VORAUSSETZUNGEN

Was ist das perfekte Einstiegsalter?

Ein guter Start gelingt bei Kindern ab 5 Jahren. Das Gute an einem so jungen Alter ist, dass das Gehirn sich wunderbar seinen Aufgaben anpasst und zum Beispiel für die Wahrnehmung des Daumens einen besonders großen Bereich anlegt.

Allerdings kann man in dem Alter noch nicht kognitiv unterrichten und die Fortschritte sind erstmal langsam. Wenn das Kind etwas später anfängt, zum Beispiel ab 8 Jahren, kann der Unterricht schon fordernder sein und man kann dann schon „mit Köpfchen üben“, wie ich zu sagen pflege.

Muss ich Noten lesen lernen?

Es gibt immer die Möglichkeit, dass nachgespielt wird, was die Lehrkraft vorspielt, ohne dass man sich besonders an einem Text orientiert. Schließlich hat die mündliche Weitergabe in der Musik eine lange Tradition und funktioniert auch heute noch.

Allerdings, wer anspruchsvolle Stücke lernen möchte, wird gut tun, Töne und Rhythmus lesen zu lernen. Inzwischen gibt es dafür auch praktische und benutzerfreundliche Apps, die einem das Thema spielerisch beibringen können.

Diese Möglichkeit sollten die Lernenden ruhig nutzen, damit die wertvolle Zeit des Unterrichts nicht zu sehr darauf verwendet wird. Es gibt „nur“ 12 Töne in der okzidentalen Musik und wer erfolgreich gelernt hat, 26 Buchstaben zu lesen, wird dies vermutlich auch mit Noten können.

Gibt es Instrumente, die auf dieselbe Art gespielt werden?

Die Geige wird auf ähnliche Art wie die Bratsche gespielt, auch die Viola d’amore mit zwölf Saiten und die Viola da spalla mit fünf Saiten.

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?

Wichtig für alle Instrumente sind ein gutes Gehör, das durch Gesang geschult werden kann, und eine feinfühlige Körperwahrnehmung. Natürlich werden wie bei allen Streichinstrumenten die Feinmotorik und auch die Auge-Hand-Koordination besonders geschult.

Wie erkennt man, ob man für das Instrument bereit ist?

Am besten sollten den Kindern im Grundschulalter verschiedene Instrumente vorgestellt werden, die sie ausprobieren können. Denn es gibt schon Unterschiede in den Neigungen und Begabungen. Wer kann im Voraus sagen, ob ein Kind die Begabung für ein Streich- oder Blasinstrument, ein Klavier oder Schlagzeug mitbringt?

Eine gute Möglichkeit dafür bietet das sogenannte Instrumentenkarussell in den Musikschulen, bei dem das Kind mehrere Wochen lang ein Instrument ausprobieren darf, das die Schule bereitstellt. Dadurch lernt das Kind auch mehrere Lehrkräfte kennen. Dies ist besonders wichtig, denn die Beziehung zur Lehrkraft ist einer der wichtigsten Faktoren (wenn nicht sogar der wichtigste) für die Motivation.

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FINANZIELLES

Was kostet das Instrument?

Im Kindesalter empfiehlt es sich, die Instrumente entweder bei der Musikschule oder beim Geigenbauer zu mieten. Normalerweise kostet es nicht viel, vielleicht zwischen 18 und 30 € im Monat.

Ab einer bestimmten Körpergröße, und wenn das Kind schon eine „ganzen“ Bratsche zu spielen bereit ist, kann man über einen Kauf nachdenken. Ab 5000 € kann man ein brauchbares Instrument finden, ein Holzbogen kostet Minimum 500 €. Für den Anfang gibt es die kostengünstigen und unempfindlichen Carbonbögen, da variieren die Preise zwischen 250 € und 1500 €.

Wer das Instrument studieren möchte, sollte leider mit 15.000 € rechnen, und einige tausende Euro für einen guten Bogen. Das Positive daran ist, dass die Instrumente meistens mit dem Alter an Wert zunehmen, sodass das Ganze auch als eine Art Geldanlage angesehen werden kann.

Gibt es weitere Kosten?

Zu den Kosten des Instruments und des Bogen kommen ein Satz Saiten pro Jahr (50 bis 120 €) und eine Bogenbehaarung beim Bogenmeister (80 bis 90 €).

Sehr wichtig ist die Auswahl des richtigen Kinnhalters und Schulterstütze, die passend zur Morphologie gewählt werden sollten. Das ist ein wichtiges Thema, das mich neuerdings sehr beschäftigt. Dazu habe ich einen ganzen Beitrag geschrieben und auch einige Videos für YouTube gedreht.

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Wie aufwendig ist die Wartung?

Abgesehen von den Saiten und der Bogenbehaarung ist das Instrument äußerst stabil. Viele Bratschen sind mehrere Jahrhunderte alt und spielen sich noch hervorragend.

Ab und an passiert es, dass im Winter eine Stelle geleimt werden muss, da das Holz sich durch die trockene Heizungsluft zusammenzieht. Das kann ein guter Geigenbauer für etwa circa 40 € schnell erledigen.

Wie wird das Instrument transportiert?

In einem Bratschenkasten. Achten Sie darauf, dass der Kasten leicht ist, also nicht über 2 kg, und gut auf den Schultern liegt.

Noten für den Einstieg

ÜBUNG MACHT DEN MEISTER

Kann man sich das Instrument selbst beibringen?

Davon würde ich absolut abraten, da eine physiologisch richtige Haltung sehr wichtig ist und man sich sonst schnell verspannen kann. Die Lehrkraft wird schon froh sein, wenn der Schüler oder die Schülerin zwischen den Unterrichtsstunden adäquat übt.

Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?

Das sollte man in die Hände der Lehrkraft legen. Allerdings sollte man sich natürlich ein besonderes Stück wünschen oder den Stil der Musik beeinflussen dürfen.

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?

Es gibt die Möglichkeit, mit einem Hoteldämpfer zu üben. Dieses schwere Teil aus Metall oder Gummi dämpft den Ton so sehr, dass kein Nachbar sich gestört fühlen dürfte. Dies ist auch nicht schlecht für das Instrument, das manchmal sogar besser klingt, wenn man den Dämpfer wieder abnimmt.

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?

Auf einer Bratsche lassen sich die vielfältigen Techniken wie auf den anderen Streichinstrumenten spielen, die alle ganz eigene Klangfarben hervorbringen, wie etwa Pizzicato oder nahe am Steg spielen.

Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?

Es gibt Anfängerliteratur, die sogar nur mit leeren Saiten auskommt, und die mit einer ausgefeilten Klavierbegleitung auch ganz ansprechend klingen.

Die meisten Schulen für Anfänger haben heutzutage ein Playback (mp3 oder CD), mit dem man auch ohne eine zweite Person zusammen Musik machen kann. Dies ist auch sehr wertvoll, um von Anfang an sauber und im Takt zu spielen. Nach fünf bis sechs Wochen müsste ein solches Stück auf den leeren Saiten spielbar sein.

UND DANN...

Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?

Ich nehme gerne das Heft „Tunes for my Viola“. Die Stücke darin sind leicht und klingen sehr schön.

Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?

Davon gibt es viele, allerdings zählen nicht alle meine Lieblingsstücke zu den berühmtesten. Ich spiele für mein Leben gern die zwei Brahms-Sonaten op. 120, die Sonate von Rebecca Clarke ist mir besonders eng ans Herz gewachsen, und die neu wiederentdeckte Viola-Sonate von Joseph Ryelandt, die ich letztes Jahr verlegt mit dem Pianist Bertrand Giraud für das Album „1919“ aufgenommen habe, gefällt mir unglaublich gut.

Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?

Die Sonate von Clarke ist sehr virtuos und beeindruckt das Publikum häufig. Im Video ab Minute 39:

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Aber auch die Solosonaten von Paul Hindemith präsentieren das Instrument von seiner besten Seite.

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Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?

Die Bratsche ist ein tolles Instrument, um Kammermusik oder im Orchester zu spielen. Alles geht vom Duo mit anderen Streichern, Bläsern oder Pianisten bis hin zu einem 90-köpfigen Orchester.

Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?

Die Bratsche ist gleichermaßen Begleiter, Vermittler, Harmoniestifter und natürlich auch manchmal ein Melodieinstrument.

Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?

Na klar, ganz viele! Früher hat man oft nicht so begabten Geigern geraten, zur Bratsche zu wechseln. Dadurch wurde man aber höchstens ein nicht so guter Bratscher. Und so sind etliche Bratschenwitze entstanden, wie dieser:

Was ist der Unterschied zwischen Blitzen und der linken Hand eines Bratschers?

Es gibt keinen: Man weiß nie, wann sie kommen, woher sie kommen, und sie treffen nie zweimal dieselbe Stelle.

Aber heutzutage gibt es so viele gute Violaspielerinnen und -spieler, dass diese Witze gar nicht mehr sein müssten. Ich erzähle trotzdem gerne selbst welche!

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Viola spielen & lernen

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