Kontrabass lernen – 20 Fragen an Karoline Höfler

(13.05.2022)


© Helvi Hertner

Karoline Höfler

Karoline Höfler hat mit 20 Jahren begonnen, Kontrabass zu spielen, nachdem sie zunächst klassische Gitarre gelernt hatte.

Neben ihren zahlreichen (auch internationalen) Auftritten und CD-Einspielungen (jüngst: Roof Songs) gibt sie seit über 30 Jahren Kontrabass- und E-Bass-Unterricht...

Der Klang des Kontrabasses, die schönen, vollen, tiefen Töne faszinieren mich am meisten. Und mein Platz als Kontrabassistin in Ensemble, Band oder Orchester hört und fühlt sich für mich einfach nur gut an.


VORAUSSETZUNGEN


Was ist das perfekte Einstiegsalter?

Ab sechs Jahren kann man jederzeit mit dem Kontrabass anfangen. Für kleinere Menschen gibt es entsprechend kleinere Modelle. Davon abgesehen spielt das Alter nur eine Rolle, wenn man Profi werden möchte: Dann hat man es leichter, wenn man früh startet oder vorher ein anderes Instrument wie Gitarre oder Cello gespielt hat. Für Hobbymusiker spielt das Einstiegsalter überhaupt keine Rolle.

Muss ich Noten lesen lernen?

Noten lernen ist nötig, wenn man klassische Musik z. B. im Orchester oder ausnotierte Basslinien in der Bigband spielen will, ansonsten nicht unbedingt. Wenn man ein sehr gutes Gehör hat, kann man auch nach dem Gehör nachspielen, was man hört.

In der improvisierten Musik gibt es die Möglichkeit, spielen und improvisieren nach Akkordsymbolen – die ‚Universalsprache‘ im Jazz – zu lernen, auch in diesem Fall muss man nicht unbedingt Noten lesen können.

Gibt es Instrumente, die auf dieselbe Art gespielt werden?

Die Gemeinsamkeiten mit dem E-Bass sind der Tonumfang und die Notation im Bassschlüssel, auch das Cello ist nicht so weit weg vom Bass, wenn auch Griffart und Bogenhaltung z. T. unterschiedlich sind. Das Umlernen von E-Bass oder Cello auf Kontrabass ist sehr gut möglich.

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?

Kräftige Hände und Finger sind für den Kontrabass von Vorteil, aber man kann das Instrument in der passenden Größe wählen und es auch so einstellen lassen, dass es leicht spielbar ist. Ein gutes Gehör für tiefe Töne braucht man in jedem Fall. Davon abgesehen braucht man keine speziellen körperlichen Voraussetzungen.

Wie erkennt man, ob man für das Instrument bereit ist?

Wenn man beim Musikhören auf den Bass hört und dabei seine Liebe zu den tiefen Tönen entdeckt hat, Durchhaltevermögen mitbringt und Lust verspürt, Kontrabass zu lernen, dann sollte man loslegen.


FINANZIELLES


Was kostet das Instrument?

Sehr günstige Kontrabässe gibt es bereits ab 1.000 € bis 2.000 € zu kaufen, je nach Größe und Qualität. Auch auf dem Gebrauchtmarkt kann man Glück haben und ein gutes, eventuell günstiges Instrument finden. Unterstützung vom Profi beim Kauf ist dabei von Nutzen. Nach oben ist die Grenze preislich offen; alte gute Instrumente können sehr, sehr teuer sein.

Leihinstrumente, zum Beispiel von der Musikschule, sind in jeder Größe (zwischen 1/32- und 4/4-Kontrabass) zu finden und kosten etwa zwischen 25 € und 50 € pro Monat Miete.

Kontrabässe verlieren, wie andere Streichinstrumente, nicht wirklich an Wert, wenn man sie gut pflegt.

Gibt es weitere Kosten?

Zum Instrument gehört eine gepolsterte Hülle (ab 150 €) und je nach musikalischem Ziel ein Bogen (ab 140 €), evtl. eine Bogentasche (ab 30 €) und, falls man seinen Sound in der Band verstärken möchte, ein Pickup (ab 200 €) und ein Bassverstärker (ab 500 €).

Die Basssaiten sollten alle paar Jahre gewechselt werden und sind ab ca. 120 € zu haben. Auch der Kontrabassbogen sollte alle paar Jahre mit neuen Haaren bezogen werden; das kostet ab 75 €.

Größere Instandhaltungskosten, wie das sogenannte Abziehen des Griffbretts, könnten nach vielen Jahren auftreten.

Wie aufwendig ist die Wartung?

Außer der Erneuerung von Saiten und Bogenhaaren ist eine Wartung normalerweise nicht unbedingt nötig, wenn man das Instrument gut pflegt, reinigt und aufpasst, dass sich der Steg nicht verbiegt oder man nicht irgendwo dagegen stößt.

Wie wird das Instrument transportiert?

Eine gepolsterte Hülle mit stabilen Griffen und Gurten ist für den Transport notwendig.

Die Hüllen gibt es mit Rucksackgarnitur. Sie können mit Transportrollen ausgestattet werden, so dass die Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln kein Problem darstellt. Im Auto werden Beifahrersitz oder Rückbank umgelegt, so dass auch ein ‚erwachsener‘ Bass gut transportiert werden kann.

Spezielle Fahrradanhänger müsste man sich am besten selbst konstruieren, aber auch da gibt es mittlerweile schon durchführbare Ideen in der Kontrabass-Szene.


Noten zum Einstieg


ÜBUNG MACHT DEN MEISTER


Kann man sich das Instrument selbst beibringen?

Es ist durchaus möglich, sich das Kontrabassspielen selbst beizubringen, allerdings besteht dabei auch die Gefahr, dass man sich Dinge falsch angewöhnt, eine professionelle Hilfestellung, v. a. in technischer Hinsicht ist in jedem Fall von Vorteil und bringt einen meist schneller zum Ziel, als autodidaktisches Lernen.

Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?

Indem man praktizierende Kontrabassisten fragt, sich in Foren austauscht, Youtube-Videos schaut, zu Workshops geht, evtl. Unterricht nimmt und sich das Material von Lehrenden empfehlen lässt.

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?

Es gibt Übungsdämpfer aus dickem Gummi, die auf den Steg gesetzt werden. Man kann einen Raum wählen, der mit Hilfe von Stoff, Büchern, Sofas etc. schon etwas gedämmter ist, und auf einem dicken Teppich üben.

Man sollte mit den Nachbarn absprechen, welcher Raum am besten geeignet ist. Die tiefen Töne werden von der Umgebung meist nicht als sehr störend empfunden.

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?

Mit weichen, elastischen Saiten wird der typische Slap Bass z. B. im Rockabilly gespielt.

In der Neuen Musik oder freien Improvisation werden geräuschhafte Sounds und moderne Spieltechniken eingesetzt.

Ansonsten ist der Kontrabass einfach das tiefste Streichinstrument. Im Orchester wird der fünfsaitige Kontrabass eingesetzt, die fünfte Saite ist noch eine Quarte tiefer gestimmt als die tiefe E-Saite eines (normalen) Viersaiters.

Der Walking Bass, der im Swing / Jazz gespielt wird, klingt mit keinem anderen Instrument so authentisch und federnd wie mit dem Kontrabass. Klanglich hat der Kontrabass seinen festen Platz in Orchestern, traditionellen Big Bands und im gesamten Jazzbereich.

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Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?

Abgesehen davon, dass verschiedene Menschen äußerst unterschiedlich schnell lernen und es deshalb vermessen wäre, eine konkrete Aussage zu treffen, ist es möglich, mit dem Kontrabass relativ schnell irgendwo mitzuspielen, denn die tiefste Stimme ist im Ensemble-Klang so wichtig, dass auch mit einer vereinfachten Bassstimme alle Mitspieler schon glücklich sind: Hauptsache, eine Bassstimme ist da.

Wenn man kreativ ist oder kreative Unterstützung bekommt, kann der Schwierigkeitsgrad einer Bassstimme problemlos an das jeweilige Niveau angepasst werden. Nicht nur Kinder können sehr schnell eine leichte Bassbegleitung lernen.


UND DANN...


Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?

Kinder können früh Kinderlieder oder leichte Duette vorspielen, dafür gibt es unzähliges, gutes Notenmaterial.

Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?

Das bekannteste Stück für den klassischen Kontrabass dürfte wohl „Der Elefant“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns sein.

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Der bekannteste Jazz-Song, bei dem der Kontrabass die Melodie spielt, ist „So What“ von Miles Davis, veröffentlicht auf der wohl bekanntesten Jazz-Aufnahme Kind of Blue (Miles Davis Quintett).

Verfolgt fühlen sich sicher die meisten Kontrabassisten von dem Kinderlied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, dessen rassistische Züge immer mehr diskutiert werden, daher sollten wir uns langsam von dem Lied verabschieden.

Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?

Es gibt wunderbare Kontrabass-Ensembles, die die stilistisch vielfältige Klangwelt des Instruments mit größter Virtuosität und viel Humor darbieten, mein Lieblingsensemble ist das L’Orchestre de Contrebasses aus Frankreich.

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Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?

Mit dem Kontrabass kann man in jeder Besetzung egal welcher Größe spielen: zusammen mit anderen Streich-, Zupf-, Tasten- und Blasinstrumenten, Gesang, in verschiedensten Bands wie Folk, World Music, Jazz, Blues, Rock’n’Roll, Rockabilly, Gospel, Klezmer, Bigband, man kann in klassischen Orchestern oder kammermusikalischen Besetzungen, als Begleitinstrument, als Soloinstrument spielen, Neue Musik, freie Improvisation, Performances… die Betätigungsfelder sind unerschöpflich.

Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?

Die Kontrabassstimme ist die tiefste Gegenstimme zur Melodie. Jede Melodie gewinnt durch sie an Klang, Breite, Tiefe, Fülle und Bodenhaftung, die Bassstimme macht die Melodie erst komplett. Außerdem hat der Kontrabass eine wichtige rhythmische Rolle, sowohl im Orchester als auch in der Band. Der Kontrabass spielt oft den Puls oder Groove, in der Band bewegt sich der Bass zwischen Melodie, Harmonieinstrument und Schlagzeug. Man könnte fast sagen, der Kontrabass ist das Herz des Ensembles.

Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?

Früher gab es das Vorurteil, dass man zum Bassspielen nichts können müsse, was natürlich ausgemachter Blödsinn ist. Es hieß, wenn man zu langsam sei, um Cello oder Gitarre zu spielen, solle man Bass spielen. Dabei hat Tempo nichts mit Klang zu tun. Mindestens im professionellen Musikbereich gibt es natürlich genau dieselben Anforderungen an Musikalität und Virtuosität, wie bei jedem anderen Instrument auch.

Ich kümmere mich nicht um irgendwelche Vorurteile, denn der Kontrabass ist einfach das schönste Instrument, das es gibt!

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