Kann man sich das Instrument selbst beibringen?
Nach meiner Einschätzung funktioniert es für die allermeisten Menschen besser und ergibt weitaus mehr Sinn unter fachkundiger Anleitung, wie bei anderen Instrumenten auch.
Es ist deutlich schwieriger, falsch Erlerntes wieder abzutrainieren, als gleich von Anfang an die richtigen Tipps und Anweisungen zu bekommen. Darüber hinaus bleibt man viel motivierter, wenn man regelmäßiges Feedback erhält, wie man sein Blockflötenspiel verbessern kann und welche Spielstücke, Lehrwerke oder Etüden man sich vornehmen könnte.
Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?
Das erste Lehrmaterial wählt man am besten nicht nur danach aus, dass man ‚alle Töne‘ ganz schnell lernt, sondern ob darin auch Fingertechnik, Atemtechnik, Artikulation und Haltung trainiert werden. Man liegt schon mal richtig, wenn man zunächst ein gutes Lehrwerk (Blockflötenschule) aussucht, dessen inhaltlichem Aufbau man folgen kann. Darin ist dann oft auch wieder weiterführendes Notenmaterial (z. B. aus dem Hochbarock) enthalten, das einen das Repertoire der Blockflöte entdecken lässt.
Wie kann man üben, ohne andere zu stören?
Klar kann man das. Es kommt natürlich auf die Wohnsituation an und natürlich muss man sich an Ruhezeiten halten, wie bei anderem ‚Lärm‘ auch. Die Blockflöte ist aber nicht eines der lautesten Instrumente, und von Anfang an richtig gelernt, klingt sie auch nicht schrill und schief. Wenn man sich mit den Nachbarn gut versteht, werden diese eine Stunde Üben am Tag bestimmt verzeihen.
Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?
Im Prinzip werden alle Blockflöten der Blockflötenfamilie auf die gleiche Art gespielt. Größere Blocklöten haben teilweise Griffklappen, damit die Löcher mühelos geschlossen werden können.
Viele besondere Spieltechniken finden wir vor allem in zeitgenössischer Musik für die Blockflöte, wie etwa die Flatterzunge, ein rollendes „RRR“ mit der Zunge beim Blasen, oder auch das Glissando, das Wegziehen oder Draufschieben der Finger. Die Blockflöte hat ein sehr weites Spektrum an Klängen und Spieltechniken.
Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?
Wenn man regelmäßig unter fachkundiger Anleitung übt, stellen sich sehr bald Erfolge ein, weil die Lernschritte angepasst sind an das, was man im eigenen Tempo hinzulernen und umsetzen kann. ‚Erfolg‘ ist dabei subjektiv: Er kann für den einen bedeuten, das erste Liedchen fehlerfrei mit lockeren Fingern hinzubekommen und für den anderen, die erste Blockflötensonate mit Cembalo-Begleitung im Vorspiel vorzutragen.
UND DANN...
Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?
Oft erklingen Lieblingsstücke aus dem ersten Blockflötenlehrwerk oder sehr leichte Tanzsätze aus der Renaissance- oder Barockzeit. Es gibt aber auch sehr gute moderne Literatur, die schon recht früh gespielt werden kann, wie zum Beispiel die 12 Variationen über Kinderlieder von Gerhard Braun.
Erkennbare Melodien mit Text und schwungvolle Rhythmen sind für Anfänger hilfreich. Erwachsene Wiedereinsteiger mit der Sopranblockflöte spielen häufig gerne etwas aus der Partita in G-Dur für Sopranblockflöte von Georg Philipp Telemann.
Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?
Ensemblestücke aus der Renaissance oder die Solo-, Kammer- und Orchestermusik mit Blockflöte von etlichen Komponisten des Früh- und Hochbarock, wie z. B. Girolamo Frescobaldi oder Georg Philipp Telemann. Wunderschön ist der Der Fluyten Lust-hof, eine Sammlung von Solostücken mit Variationen des Niederländers Jakob van Eyck, der als blinder Blockflötist im 17. Jahrhundert die Besucher des Kirchhofs in Utrecht mit dem Spielen der ‚Schlager‘ seiner Zeit erfreute.
Ich liebe besonders das Concerto von Antonio Vivaldi in c-Moll für Altblockflöte und Orchester und die Sonate BWV 1034 von Johann Sebastian Bach.
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Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?
Beim Solospiel könnte „Engels Nachtegaeltje“ aus dem Fluyten-Lusthof von Jakob van Eyck sein, bei dem die Blockflöte das Zwitschern und Tirilieren der Nachtigall eindrucksvoll imitiert, oder ein ganz modernes Stück mit spannenden, ungewohnten Spieltechniken wie Flatterzunge, Labiumvibrato oder Flageoletttönen. Im Blockflötenquartett macht das schmissige The Entertainer von Scott Joplin immer richtig gute Laune und motiviert zum Üben.
Die Liste wäre hier noch unendlich...
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Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?
Im Blockflötenensemble mit zwei, drei, vier oder mehr Blockflöten kann man regelmäßig zusammen proben und Stücke erarbeiten. Das Ensemblespiel macht sehr viel Spaß und ist eine optimale Ergänzung zum Einzelunterricht.
Genauso gut kann man aber auch mit den meisten anderen Instrumenten zusammen musizieren: mit dem Klavier, der Violine, dem Akkordeon oder der Orgel und sogar als Solist mit einem ganzen Orchester.
Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?
Im Blockflötenensemble bilden die höher klingenden Blockflöten, wie die Sopranblockflöte, die Oberstimmen und die tiefer klingenden, wie Alt-, Tenor- oder Bassblockflöten, die Mittel- und Unterstimmen.
In Sonaten und Suiten für Blockflöte mit Basso continuo, also beispielsweise für Blockflöte mit Klavierbegleitung, oder in Orchesterwerken ist die Blockflöte meist als Melodieinstrument in der Oberstimme vertreten.
Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?
Dazu könnte man bei der Blockflöte ganze Bände schreiben, z. B. dass sie ein reines Anfängerinstrument sei, das man im Alter von fünf Jahren beginnt, indem man ‚alle Töne‘ lernt, um danach auf ein ‚richtiges Instrument‘ umzusteigen…
Dabei sind die ältesten Flöten ca. 50.000 Jahre alt. Ihre Blütezeit hatte die Blockflöte im 18. Jahrhundert: Johann Sebastian Bach hat sie beispielsweise in seinen Brandenburgische Konzerten eingesetzt. In der Zeit der Wiener Klassik und der Romantik geriet die Blockflöte in Vergessenheit.
Das Klischee, dass die Blockflöte schief und verstimmt klingt und ein nicht ernst zu nehmendes Instrument ist, entstand erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man die Blockflöte wiederentdeckte und schlecht gebaute Flöten zum Wandern und Musizieren in der Natur einsetzte – einfach in den Rucksack gesteckt und los ging’s.
Zum Glück gibt es heute sehr gute Lehrwerke zum richtigen Erlernen des Blockflötenspiels und natürlich gut ausgebildete, engagierte Lehrkräfte.