Schlagzeug lernen – 20 Fragen an Franco Hänle

(06.02.2023)

Schlagzeugunterricht mit Franco Hänle

Franco Hänle |

Homepage: https://francohaenle.com


Franco Hänle hat mit 6 Jahren begonnen, Schlagzeug zu lernen, nachdem zu Hause schon sämtliche Kochtöpfe und Eimer zweckentfremdet worden waren.

Er unterrichtet an der Musikschule der Stadt Ulm das Fach Schlagwerk. Einige seiner ehemaligen Schüler sind heute selbst als Berufsmusiker tätig, vom Sinfonieorchester, über freiberufliches Engagement bis hin zu Musiklehrern.

Mittlerweile ist er als Dozent für Dirigieren an der Berufsfachschule für Musik des Regierungsbezirks Schwaben in Krumbach beschäftigt sowie als freischaffender Dirigent und Arrangeur sehr aktiv…

Franco Hänle – Bearbeitungen für Blasorchester

Ganze Bio

Franco Hänle ist derzeit als Dozent für Dirigieren an der Berufsfachschule für Musik des Regierungsbezirks Schwaben in Krumbach beschäftigt sowie als freischaffender Dirigent, Musiklehrer und Arrangeur sehr aktiv.

Zunächst studierte er an der Musikhochschule Augsburg-Nürnberg Instrumentalpädagogik im Hauptfach Schlagwerk. Seitdem unterrichtet er selbst Schlagwerk an der Musikschule der Stadt Ulm. Einige seiner ehemaligen Schüler sind heute selbst als Berufsmusiker tätig, vom Sinfonieorchester, über freiberufliches Engagement bis hin zu Musiklehrern.

Neben dem Schlagzeug rückte Franco Hänles zweite Begabung immer mehr in den Vordergrund: das Dirigieren. Er setzte sein Studium an der Musikhochschule in Trossingen im Bereich Orchestermusik (künstlerische Ausbildung) fort, danach folgten ein Studium in Dirigieren an der Musikhochschule in Basel und zuletzt in klassischer Orchesterleitung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.

Heute leitet er mehrere sinfonische Blasorchester der Höchstklasse. Konzertreisen führten ihn bereits durch Europa, nach Nordamerika und Asien. Darüber hinaus ist er ein gefragter Gastdirigent sowie als Juror bei Wettbewerben für zahlreiche Verbände im Einsatz (ASM, BDMV, BVBW, CISM, MON, SBV) und ist als Dozent bei diversen Kursen in der Dirigenten-Aus- und Weiterbildung anzutreffen. Franco Hänles Bearbeitungen für Blasorchester, welche bei den Verlagen Universal Edition Wien, Baton Music und Musikverlag Emil Ruh erhältlich sind, werden in ganz Europa aufgeführt.

Ein besonders einprägsames Ereignis im Zusammenhang mit dem Schlagzeug war ein Orchesterkonzert, bei dem eine Sirene zum Einsatz kam, ein ‚historisches Kurbelmodell‘, das so ähnlich nach wie vor im Militär Verwendung findet und richtig laut ist (ein komplettes Orchester übertönend). Als diese im Konzert bedient wurde, verließen einige Zuschauer in großer Eile den Saal, aber nicht wegen der Musik, sondern weil sie dachten, es sei der Feueralarm und man müsse sich möglichst rasch nach draußen begeben.

„Beim Schlagzeug denkt man im ersten Augenblick an das Drumset, doch das ist nur ein kleiner Teil. Ich spreche deshalb vielmehr vom ‚Schlagwerk‘, da es alle Instrumente – die ja von uns in diversen Ensembles und Orchestern bedient werden – mit einbezieht. Es ist immer schön zu beobachten, wenn neue Musikschüler den Unterrichtsraum betreten und große Augen bekommen (und aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen), wenn ich ihnen erkläre, dass alle Instrumente in dem großen Zimmer von uns irgendwann gespielt werden können. Und genau das fasziniert mich bis heute: die enorme instrumentale und dadurch auch musikalische Vielfalt – es gibt keine Grenzen!“

VORAUSSETZUNGEN

Was ist das perfekte Einstiegsalter?

Das hängt ein wenig davon ab, ob man zunächst mit der kleinen Trommel Grundlagen schaffen oder direkt an einem kleinen Kinderschlagzeug loslegen möchte. Mit Kindern im Alter von fünf bis sieben Jahren habe ich gute Erfahrungen mit Gruppenkursen, die bei uns „Trommelissimo“ heißen. Mit Einzelunterricht habe ich die besten Erfahrungen ca. ab der 3. Klasse, aber es gibt natürlich immer wieder Ausnahmen.

Muss ich Noten lesen lernen?

In meinen Augen ist das Medium Musik doch sehr mit einer Sprache vergleichbar und so sollte immer das Ziel dreiteilig sein: „Sprechen – Lesen – Schreiben“ bedeutet in der Musik „Spielen – Lesen – Schreiben / Improvisieren“. Mit dieser Strategie lässt sich der Unterricht flexibel gestalten, so kommt man auch zunächst ohne klassische Noten aus.

Kinder lernen sehr schnell mit Hilfe von Sprachrhythmen. Aber das Sensationelle ist, dass Kinder manchmal schon nach Schlagzeugnoten spielen können, aber in der Schule noch nicht mal Lesen lernen, denn die Notenschrift von Rhythmen ist so logisch und selbsterklärend.

Gibt es Instrumente, die auf dieselbe Art gespielt werden?

Es gibt grob gesagt drei Kategorien: Instrumente, welche direkt mit den Händen gespielt werden (allerlei Felltrommeln wie Congas, Bongos etc.), Instrumente, die mit den Händen indirekt gespielt werden (z.B. ein Tamburin, Marschbecken, etc.) oder diejenigen Instrumente, die mit einem Schlägel angeschlagen werden (der Großteil des Instrumentariums).

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?

Hier würde ich den Schwerpunkt auf eine motorische Begabung legen. Meine Erfahrung ist, dass Schüler, die neben dem Musizieren parallel auch eine Sportart betreiben, meistens besser sind. Je nach Stil kann das Schlagzeugspiel aber auch zu einem richtigen Ausdauersport werden.

Wie erkennt man, ob man für das Instrument bereit ist?

Wenn man – sobald Musik erklingt – nicht mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen kann…

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FINANZIELLES

Was kostet das Instrument?

Der Einstieg ist im Vergleich mit anderen Instrumenten schon sehr preisgünstig möglich, sofern man mit einer kleinen Trommel und einem Paar Sticks auskommt (ca. 150 €). Ein ganzes Drumset erwirbt man schon für ein paar Hundert Euro (bei günstigen Einsteigermodellen). Nach oben gibt es keine Grenzen, und es werden ja meistens immer mehr Instrumente und v. a. Sticks und Schlägel.

Sein eigenes Drumset erweitert man über die Jahre mit neuen und anderen Becken und zusätzlichen Tom-Toms und vielleicht einer Doppelfußmaschine für zwei Basstrommeln. Erfreulicherweise finden auch immer mehr Kinder den Weg zu unseren Melodieinstrumenten wie Xylophon, Glockenspiel, Vibraphon und Marimbaphon. Bei letzterem befinden wir uns dann bei den Profimodellen in der Preisklasse eines Kleinwagens.

Gibt es weitere Kosten?

Die laufenden Kosten sind gering, sofern man pfleglich mit seinem Equipment umgeht. Das regelmäßige Stimmen kann man selbst durchführen (und das sollte man sich auch trauen!). In Schlägeln kann man natürlich auch wiederum viel Geld (gewinnbringend!) investieren, da ein beträchtlicher Anteil des Klanges davon abhängt. Viele Kollegen (wie auch ich) haben da schon einen ganzen Reisekoffer an Sticks und allerlei Schlägeln zu Hause, aber auch ein fortgeschrittener Schüler, der vielleicht im Schulorchester und einem Musikverein spielt, sollte wenigstens eine kleine Tasche mit einer eigenen Grundausstattung haben.

Wie aufwendig ist die Wartung?

Unsere Instrumente müssen nicht automatisch in regelmäßigen Intervallen zur Generalüberholung. Nach meiner Erfahrung entsteht die größte Abnutzung durch unsachgemäßen Transport und erst danach durch das eigentliche Spielen. Manchmal versagt irgendwann die Hardware (Ständer etc.) und eine Schraube greift nicht mehr fest – dann sollte man natürlich Abhilfe schaffen.

Wie wird das Instrument transportiert?

Die Instrumente müssen immer zerlegt werden und am besten in professionellen Taschen und Cases verstauen – notfalls wenigstens in ausreichend Decken und Handtücher einhüllen, sodass die Instrumente geschützt sind und auch beim Transport nicht gegeneinander schlagen können. Keinesfalls sollten Instrumente oder Teile einfach so in einen Kofferraum gelegt werden.

Noten für den Einstieg

ÜBUNG MACHT DEN MEISTER

Kann man sich das Instrument selbst beibringen?

Durch die Tatsache, dass die Tonerzeugung im Vergleich zu anderen Instrumenten relativ einfach ist („man muss ja nur draufhauen“), lässt sich autodidaktisch sicherlich das ein oder andere erlernen. Ich vertrete aber die Überzeugung, dass die Erfahrung und die persönliche Betreuung durch eine Lehrkraft unersetzlich ist.

Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?

Heutzutage ist die Auswahl fast unüberblickbar. Faktoren für das richtige Unterrichtsmaterial sind hier natürlich Alter der Kinder, Ausbildungsstand, vorhandenes Instrumentarium, musikalische Geschmäcker oder auch die persönliche Zielsetzung (Band, Orchester, Musikverein).

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?

Ja, dieses Thema gilt es beim Schlagzeug intensiver abzuwägen als bei anderen Instrumenten, da monotone Rhythmen sehr schnell als Lärm wahrgenommen werden. Bei Konflikten mit der Nachbarschaft würde ich immer zunächst den Schritt versuchen, feste Übe- und Ruhezeiten zu vereinbaren. Auch für akustische Trommeln und Drumsets gibt es spezielle Dämpfer, die den Klang ein wenig entschärfen. Gerade in städtischen Ballungszentren wählen immer mehr Eltern von vornherein ein E-Drumset aus. Dieses besteht aus Pads und die Klänge werden elektronisch erzeugt. Der Klang an sich ist dabei nur über einen Kopfhörer wahrnehmbar.

Mehr zum Thema im Journal-Beitrag:

Wie lang darf ich laut sein?

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?

Hier kann man unkonventionelle Spieltechniken aufführen, welche einen außergewöhnlichen Klang erzeugen sollen. Diese werden heutzutage sowohl im solistischen Bereich als auch im Orchester regelmäßig angewendet, wie z. B. das Streichen von Becken / Klangplatten mit einem Bassbogen, ein umgedrehtes Becken das auf eine Pauke gelegt und gewirbelt wird oder ein Gummiball am Stockende, mit dem über ein Tam-Tam oder eine große Trommel gestreift wird… da entstehen wirklich ganz außergewöhnliche Klänge (und sieht auch noch für den Zuschauer etwas kurios aus).

Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?

Erste kleine Erfolge sind sehr schnell zu erreichen, ein Achtel-Beat auf dem Drumset lässt sich bereits in einer Stunde erlernen, mit dem man schon viele Songs begleiten kann (von „Let It Be“ bis zu „Last Christmas“). Im Orchester kann man auch sehr schnell mitspielen, wenn es die einfacheren Percussion-Stimmen gibt, die trotzdem wichtig sind und benötigt werden.

UND DANN...

Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?

Hier greife ich gerne auf die vielen Soli für Drumset von Eckhard Kopetzki zurück. Diese sind sehr abwechslungsreich und zugleich für sämtliche Alters- und Leistungsstufen geeignet und bereiten den Schülern große Freude.

Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?

Zwei Solowerke für Marimbaphon kann ich hier nennen, die ich im jungen Alter oftmals gespielt habe und die immer noch in Mode sind, wenn ich sie bei Wettbewerben oder Vorspielen nun von der anderen Seite aus beurteilen darf: Yellow After The Rain von Mitchell Peters und Ghanaia von Matthias Schmitt.

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Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?

Hier muss ich direkt an das Xylophon und die virtuosen Ragtimes für Xylophon denken. Diese kurzweiligen Stücke bereiten wirklich große Spielfreude und fördern dabei in hohem Maße die Geläufigkeit und Filigranität. Ganz besonders beeindruckend sind die Videos von Teddy Brown, da er mit seiner Virtuosität schlicht einfach überrascht und imponiert:

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Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?

Man kann sehr früh erste Erfahrungen im Ensemblespiel erwerben, da man auch in Kleingruppen nur mit Anfängern bereits Ensemblestücke spielen oder einfach nur improvisieren kann. Welcher Weg später eingeschlagen wird, lässt sich dabei am Anfang nur schwer sagen und es ist im Nachhinein immer spannend zu sehen, welcher Schüler letztendlich wo gelandet ist. Manche spezialisieren sich irgendwann, andere bleiben Allrounder und spielen von der Rockband bis zum Sinfonieorchester in allen denkbaren Genres.

Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?

Es gibt ganz unterschiedliche Funktionen. Oftmals geht es um eine rhythmisch-metrische Führungsrolle – ganz traditionell – für einen guten Groove und Tempostabilität. Im Orchester bereichert man klanglich ganz besondere Stellen und es ist immer von besonderem Anreiz, hier im Sinne eines ‚Klangfetischismus‘ das Optimum rausholen zu wollen und viele Sounds / Instrumente / Schläge etc. auszuprobieren.

Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?

Ein Klischee ist ja, dass die Schlagzeuger gar nicht zu den Musikern gezählt werden… und ja, ich glaube schon, dass wir ‚Hinterbänkler‘ in gewisser Weise eine eigene Spezies sind. Aber wir müssen auch einer ganz besonderen Doppelrolle gerecht werden: Musikalisch sind wir alle Solisten, da (fast) nie eine Stimme gedoppelt wird; auf der anderen Seite müssen wir als Teamplayer im Register funktionieren, denn man bespielt ja oft dieselben Instrumente, muss sich Stimmen aufteilen und einfach gemeinsam in dieselbe Richtung arbeiten.

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