Bei Panflöte denken viele an „El Condor Pasa“ und Lateinamerika. Wo liegt der Unterschied zwischen rumänischen und lateinamerikanischen Panflöten?
Der Unterschied zwischen rumänischen und lateinamerikanischen Panflöten liegt hauptsächlich in ihrem Aufbau und Klang. Rumänische Panflöten, auch bekannt als Nai, bestehen aus Bambusrohren, die in gebogener Form in einer Reihe angeordnet sind, und werden oft mit der Folklore und der Musik der Roma in Verbindung gebracht. Die Spieltechnik hat sich in den letzten Jahren soweit entwickelt, dass nahezu die gesamte Querflöten- und Violinenliteratur gespielt werden kann. Es ist auch möglich, ein Musikstudium im Fach Panflöte zu absolvieren.
Lateinamerikanische Panflöten, auch bekannt als Zamponas oder Sikus, bestehen aus einer meistens zweireihigen Gruppe von Schilfröhren. Lateinamerikanische Panflöten haben einen helleren und durchdringenderen Klang im Vergleich zu den rumänischen Panflöten. Sie werden oft mit den traditionellen Klängen und Rhythmen der Andenmusik assoziiert.
Was hat Sie besonders für die rumänische Folklore begeistert?
Die Vielfalt ihrer Musik! Die rumänische Folklore ist reich an lebendigen Rhythmen, mitreißenden Melodien und tiefen Emotionen. Die Musik erzählt Geschichten und spiegelt die Kultur, Traditionen und das Lebensgefühl der rumänischen Menschen wider.
Darüber hinaus hat mich die Begegnung mit herausragenden rumänischen Panflötisten wie Gheorghe Zamfir tief beeindruckt. Seine Virtuosität, sein Spielstil und seine Leidenschaft für die Panflöte haben mich inspiriert und motiviert, mich intensiver mit der rumänischen Folklore und ihrer Musik auseinanderzusetzen.
Verlag & Notenwelt:
Panflötenarten und -musik gibt es in vielen Regionen der Welt – sind Sie mit Ihrem Verlag daran, ein breiteres Repertoire für Panflöte zu erschließen?
Ja, als Verlag ist es unser Ziel, das Repertoire für die Panflöte stetig zu erweitern und vielfältige Musikstücke für Panflötenspieler:innen zugänglich zu machen. Wir sind bestrebt, sowohl traditionelle als auch zeitgenössische Musik für die Panflöte zu veröffentlichen.
Unser Fokus liegt nicht nur auf rumänischer Folklore, sondern auch auf anderen regionalen Stilen und musikalischen Traditionen aus verschiedenen Teilen der Welt. Wir möchten Panflötenspieler die Möglichkeit geben, ihr Repertoire zu erweitern und verschiedene musikalische Genres zu erkunden und eine breite Auswahl an Stücken anzubieten, die ihren musikalischen Interessen und Fähigkeiten entsprechen.
Wir möchten dazu beitragen, dass die Panflöte als vielseitiges und ausdrucksstarkes Instrument in unterschiedlichen musikalischen Kontexten eingesetzt werden kann.
Was war die erste Ausgabe Ihres Verlags?
Die erste Ausgabe erschien 1997 mit Schweizer Volksmusik. Damals wie heute transponierte ich die Stücke so, dass sie mit der Panflöte am besten klingen.
Wie wählen Sie die Stücke aus, die Sie veröffentlichen?
Es gibt verschiedene Kriterien, die bei der Auswahl eine Rolle spielen. Die Kompositionen sollten melodisch, ansprechend und gut durchdacht sein. Ich berücksichtige auch die Spielbarkeit der Stücke, insbesondere für Panflötenschüler unterschiedlicher Erfahrungsstufen. Die Noten sollten gut strukturiert sein und eine angemessene Progression bieten, um den Lernprozess zu unterstützen.
Ich strebe eine breite Palette an Stücken an, die verschiedene Stile, Genres und Schwierigkeitsgrade abdecken. So können alle etwas finden, das ihren individuellen Vorlieben und ihren spielerischen Niveaus entspricht. Ich ermutige auch Komponisten dazu, eigene Werke für die Panflöte zu schaffen. Ich bin offen für neue und innovative Kompositionen, die das Repertoire erweitern und frische musikalische Ideen bieten.
Letztendlich möchte ich mit den ausgewählten Stücken die Schönheit und Vielseitigkeit der Panflöte präsentieren und den Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit geben, ihr Können und ihre Leidenschaft für dieses einzigartige Instrument zum Ausdruck zu bringen.
Was sind die Highlights aus Ihrem Sortiment? Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Daniel Hellbach?
Für mich persönlich ist es die Ausgabe „Rumänien in aller Vielfalt“. Ich habe dazu in Bukarest mit fünf Musikern zwei Tage lang ein Tonstudio belagert und sehr schöne Aufnahmen gemacht.
Daniel Hellbach komponiert tolle Stücke für Klavier und Querflöte. Seine Stücke sind sehr beliebt. Ich habe ihn persönlich in einer Weiterbildung kennengelernt und spontan gefragt, ob wir Ausgaben für Panflöte zusammen machen wollen. Seit diesem Tag sind einige beliebte Ausgaben entstanden.
Alle Noten vom Dinner Verlag
Worauf legen Sie bei Ihren Notenausgaben besonders Wert?
Gute Audiobegleitungen sind mir ganz wichtig. Die meisten Playalongs sind von echten Musikern eingespielt. Leider hört man das immer seltener und die Musiker werden durch Midifiles ersetzt.
Was möchten Sie mit Ihrem Verlag und persönlich noch erreichen?
Viele Lehrpersonen im Fach Geige und Querflöte zeigen sich überrascht, wie gut sich die Panflötenliteratur aus meinem Verlag für ihre Instrumente eignen. Das ist für mich naheliegend, jedoch schwierig zu vermitteln. Meine Ausgaben sind im Handel meist in der untersten Reihe im Fach „Panflöte“ versteckt (*lacht*). Mit der Digitalisierung ist diese Barriere etwas kleiner.
Wie wirken sich das Internet und die Technologie auf die Welt der Musik und die Welt der Noten aus?
Durch das Internet sind Musik und Noten für Menschen auf der ganzen Welt viel zugänglicher geworden. Man kann nun Noten online suchen, kaufen und herunterladen, ohne physische Geschäfte besuchen zu müssen. Dies hat den Zugang zu einer Vielzahl von Musikstücken und Notenmaterial erheblich erweitert.
Insgesamt hat das Internet und die Technologie die Musikbranche und die Notenwelt revolutioniert, indem sie die Art und Weise, wie wir Musik entdecken, erstellen, teilen und lernen, verändert haben. Der Anspruch, insbesondere bei Jüngeren, alles irgendwo kostenlos herunterladen zu können, ist groß geworden. Manche kommen nicht mal auf die Idee, bei einem Notenhändler ihren Lieblingssong zu suchen, sondern laden sich irgendwelche verpixelten Bilder herunter. Und mich überrascht, dass sie damit auch noch zufrieden sind.
Persönliches
Haben Sie ein Lieblingsstück oder können Sie uns einige bekannte Werke für Panflöte nennen, die Sie besonders schätzen und die man unbedingt hören sollte?
Als Panflötist und Verleger habe ich viele Stücke für die Panflöte kennengelernt. Es ist schwer, ein einzelnes Lieblingsstück zu benennen, da es so viele wunderbare Kompositionen gibt. Definitiv wert gehört zu werden sind:
Doinas: Traditionelle rumänische Melodien, die auf der Panflöte wunderschön klingen. Sie verkörpern die emotionale und lyrische Natur der rumänischen Folklore.
„The Lonely Shepherd“ von James Last: Ein bekanntes Stück, interpretiert vom rumänischen Panflötisten Gheorghe Zamfir. Es ist ein wunderschönes und melancholisches Stück, das die Ausdruckskraft der Panflöte betont.
„Syrinx“ von Claude Debussy: Dieses Solostück für Flöte wird oft auch auf der Panflöte gespielt. Es ist ein anspruchsvolles Werk, das die technischen Fähigkeiten des Panflötisten herausfordert.
„Le Carnaval de Venise“ von Jean-Baptiste Arban: Ein virtuoses Stück für Trompete, das oft von Panflötisten interpretiert wird. Es basiert auf einer traditionellen venezianischen Melodie und bietet Raum für beeindruckende Spieltechniken.
Das sind nur einige Beispiele und es gibt noch viele weitere großartige Stücke für die Panflöte in verschiedenen Stilen und Genres.