In der Sonate für Cello und Klavier von Valentin Silvestrov wird - so Virko Baley - ein neuartiges, imaginäres Instrument vorgestellt, ein Violoncello-Klavier, das auf geheimnisvolle Weise wie von einem Musiker gespielt wird. Diese metaphorische Besetzung lässt eine metaphorische Komposition entstehen, eine Art instrumentales Monodrama für drei Personen, wie Silvestrov es nannte. Die dritte Person ist hier das Pedal, das nicht nur für eine zusätzliche Klangfarbe sorgt, sondern als selbstständige Stimme gedacht ist. Von ihr verlangt der Komponist einen besonders hellhörigen Kontakt zu den übrigen Stimmen.
In diesem Monodrama ist alles ungewöhnlich - z.B. die Rolle der Solisten, die sich nciht begleiten, sondern einander widerspiegeln; oder die Satzweise, klangvolle Einstimmigkeit genannt, bei der jedes Motiv von seinem Doppel-Echo umgeben ist; oder jene eigenartigen, die ganze Komposition beherrschenden Triolen-Figuren und die Ostinati als vibrierendes Getöse. Einzigartig ist auch die Form der Sonate, die auf die traditionelle Struktur des Sonatensatzes verzichtet. Diese Form folgt einer anderen Logik, hat eine andere verborgene Bedeutung. Es geht um ein für Silvestrov typisches strukturelles Sujet, eine ungestüme schöpferische Geste, die einen Klangraum zum Leben erweckt, und um eine Melodie als Trost, Widmung, Katharsis ..., nach der sich die ganze Form sehnt, die im goldenen Schnitt des Werkes Erfüllung findet und dennoch nirgendwo mit voller Stimme erklingt, die sich in der Coda im Flagolettflimmern des Violoncellos auflöst und nur eine beunruhigende Spur in der Stille, jenseits der Musik, hinterlässt. (Tatjana Frumkis)
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