Partitur, Solostimme, 2. Stimme, 3. Stimme, 4. Stimme
Zusammengestellt und für vierstimmiges Flötenensemble gesetzt von Richard Müller-Dombois.
Da die herkömmliche Praxis des Alleinstudiums der Probespielstellen das eigentlich Wichtigste ausklammern muss, nämlich die Einbettung der jeweiligen Passage in den Kontext der anderen Stimmen des Orchesters, soll diesem oft bemerkten Mangel durch die vorliegende Bearbeitung abgeholfen werden. Charakterisierende und damit überzeugende Darstellung einer Probespielstelle ist nur dort möglich, wo neben der tonlich-technischen Bewältigung auch der musikalische Sinn der jeweiligen Stelle deutlich wird. Dieser kann aber erst vom Ausführenden "begriffen" werden, wenn er auch die anderen Stimmen, die für den Gesamtzusammenhang relevant sind, "gegriffen" hat. Somit ist es die Absicht der vorliegenden Bearbeitung, den Lernenden gewissermaßen in das Innere der Studienstelle zu führen.
Jeder Orchester-Aspirant sollte demnach während der Arbeit "im Satz" jede Stimme kennenlernen, denn weder Partitur-, noch Schallplattenstudium, noch die wohl kaum jemals. durchführbare Zusammenarbeit mit einem Partitur-lesenden Korrepetitor können die eigene spielerisch-tätige Erfahrung ersetzen. Als wesentliches Ergebnis wird man neben der hörbaren musikalisch-charakteristischen Erfassung der jeweiligen Passage eine deutlich verstärkte Sicherheit in puncto Rhythmus und Intonation beobachten können. Die benutzten Partiturausschnitte sind so "abgesetzt", da das jeweils Wichtigste des entsprechenden Kontextes erfahrbar wird: eine vierstimmige Bearbeitung ist sowohl tonsetzerisch schlüssig als auch in der Ensemblepraxis verhältnismäßig leicht realisierbar.
Einige Stellen (Zauberflöte 3, Carmen 2 und Verkaufte Braut 1 - 6) können auch 5 dargestellt werden. Man wird sehen, da die Probespielstellen, von denen jede einzelne ja ihre eigene "Philosophie" hat, während der Ensemblearbeit - zu deren Voraussetzung natürlich das vorhergegangene Intensivstudium der Solostimme gehört - ihre manchmal "gefährlichen" Konturen verlieren, indem sie durch die Übung "reihum" zu einer gewohnten Selbstverständlichkeit werden. Die Idee entstammt langjähriger Orchester- und Hochschulerfahrung und hat das Stadium des Experiments bereits hinter sich. Es bleibt zu wünschen, da sich die erprobte Arbeitsweise allgemein durchsetzt, um gerade auch den Orchester-Bewerber "ohne Routine" instand zu setzen, bereits bei seinem ersten Probespiel zu reüssieren. Als eine Art Nebenprodukt, jedoch nicht ohne Wichtigkeit, ist die Tatsache zu werten, da erstmals in der Flötenliteratur alle einschlägigen Probespielstellen in einer Ausgabe vereinigt sind.
Detmold, im September 1986 (Detmold, im September 1986)