Marsyas (2003-2004/2006)

Marsyas ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Als Meister des Aulos war er Gegenspieler des Lyra spielenden Apollo. Als dieser anordnete, Musiker hätten sich beim Gesang selbst zu begleiten, war Marsyas Schicksal besiegelt. Neuwirth verwendet Marsyas als Synonym für ausgegrenzte Aspekte unserer Gegenwartskultur - wenn Kunst leidenschaftlich, heftig, emotional wird - und greift im Formalen gleichzeitig auf die riesige Marsyas-Skulptur des indischen Küstlers Anish Kapoor zurück: die organische geschwungene Form, spiralartige Windungen und gigantische Kelchöffnungen, übertragen in die Neuwirth eigene überbordende Tonsprache. Neuwirth reizt die äußersten Ränder der Klaviatur aus... Aufgewühlt verworrene und tonal freie Tonranken wechseln mit kontemplativ fließenden, gleichmäßig durchpulsten Klangbildern - ein stark expressives und facettenreiches Stück. (Westfälischer Anzeiger)