Der junge Liszt schöpfte während seiner in Italien verbrachten ''Pilgerjahre'' eine für Jahrzehnte überaus nachhaltende künstlerische Inspiration aus der hiesigen Musik, bildenden Kunst und Literatur.
Diese intensive Wirkung bezeugt auch der II. Band der Années de pelerinage, für dessen Stücke die Werke Raffaellos, Michelangelos, Dantes und Petrarcas als Inspirationsquelle dienten. Von letzterem vertonte Liszt das 47. (Benedetto sia 'l giorno), 104. (Pace non trovo) und 123. Sonett (I' vidi in terra angelici costumi) zunächst als Lieder, bald darauf arbeitete er sie zu Klavierstücken um.
Die Lieder (und so auch die Klavierstücke) stehen nicht in der deutschen Lied-Tradition, sondern spiegeln vielmehr den Einfluss des italienischen bel canto-Stils, etwa Donizettis und Bellinis, wider. Und auch wenn die zeitgenössische Kritik die Werke gerade deshalb verurteilte, so reißen sie doch mit ihren weitgespannten Melodiebögen und ihrer südlichen Leidenschaft bis heute ihre InterpretInnen und ZuhörerInnen gleichermaßen mit.
Die vorliegende Ausgabe enthält die Drei Sonette in zwei Fassungen: Die erste Fassung wurde im Laufe von 1846-47 veröffentlicht, und die zweite, als Teil des II. Bandes der Années de pelerinage, in 1858. Die nach der Neuen Liszt-Gesamtausgabe entstandene Publikation wurde mit verbessertem Notentext, einem Faksimile und dem Kritischen Bericht versehen, das neue Vorwort der Herausgeberin vermittelt zudem Einsicht in alle wichtigen Fragen der Entstehungsgeschichte.