O-Antiphonen – Chorsätze und Arrangements

Der Advent, in erster Linie eine Buß- und Fastenzeit, bekam schon im 6. Jahrhundert unter gallikanischem Einfluss immer mehr einen vorweihnachtlich-fröhlichen Charakter. In diesem Zusammenhang nahmen die Antiphonen zum Magnificat der Vesper an den letzten sieben Tagen vor Heiligabend eine besondere und einheitliche Form an, aus der sich dann ihr Name ableitete: Die O-Antiphonen. Hier finden Sie die verschiedenen Noten und Chorsätze dazu!

Jede dieser Antiphonen beginnt mit einer O-Anrufung, in der der kommende Erlöser mit einem Bild aus dem Alten Testament angesprochen wird: „O sapientia“ (Weisheit), „O adonai“ (Herr), „O radix Jesse“ (Wurzel Jesse), „O clavis David“ (Schlüssel Davids), „O oriens“ (Morgenstern), „O rex gentium“ (König der Völker), „O Emanuel“ (Gott mit uns). Alle Antiphonen münden in eine mit „veni“ (komm) beginnende Bitte, die sich auf das Bild der Anrufung bezieht.

Ein schönes Beispiel für die manchmal verspielt wirkende Mystik des Mittelalters: Liest man die Anfangsbuchstaben dieser Anrufungen rückwärts, von der letzten zur ersten, ergibt das die lateinischen Worte „ero cras“, frei übersetzt: „Bald werde ich da sein“.

Die Texte der O-Antiphonen wurden immer wieder vertont und auch im Hymnus Veni, veni, Emmanuel verarbeitet, der seinerseits in einigen Adventsliedern paraphrasiert wurde, deren bekanntestes „O komm, o komm, Emmanuel“ bzw. dessen englische Fassung „O come, o come, Emmanuel“ ist. Und dessen Melodie es sogar als „White As Snow“ bis in das Repertoire der Rockband U2 geschafft hat.