Die vorliegenden Stücke mögen als kleine Choralpartita für Orgel gelten. In diesem Rahmen erscheint eine fragmentarische Skizze W. A. Mozarts als Neuausgabe (Sign.: Mus.Hs. 17.559, 2 fol. der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien). Diese gegen 1784 in Partiturform entstandene "Uebung im Contrapunct" ist, von ihrem Eigenwert einmal abgesehen, von Bedeutung nicht nur für den "Gesang der Geharnischten" aus der Zauberflöte (1791), mit dem sie trotz unterschiedlicher Tonart eng verwandt ist. Ihre Ausstrahlung ist noch bis in den Anfang des Requiems zu spüren.
Die Orgelbearbeitung der "Geharnischten" enthält für das Pedal eine doppelte Rolle, wodurch größere Freiheit der Hände und damit auch eine optimal notengetreue Übertragung der Partitur auf die Orgel gewährleistet sind. Außerdem wird durch die Einfügung einer kleinen Überleitung ad lib. des Hsg. (mit der Bitte um Vergebung!) die bei Mozart aus Textgründen fehlende Wiederholung des betreffenden cf-Abschnittes für die Verszeilen 3 und 4 ermöglicht. Somit ist der Choral formal "wieder"-hergestellt. Nun kann diese Musik aus einer neuen bzw. "alten" Perspektive gehört werden ...
J. S. Bachs Choral aus der 2. Kantate (1724) bildet den Angelpunkt zwischen beiden figurierten Chorälen: zum einen erklingt der heute weniger bekannte Choral (von Martin Luther, 1524) in schlichtem Satz, zum andern vermittelt er tonal zwischen Mozarts Stücken.
Zum Schluß sei die Bemerkung erlaubt, daß sich das d-moll des Requiems nahtlos an das große Choralvorspiel anschließen würde.
NB: Der Choral, dem der 12. Psalm zugrunde liegt, umfasst bei Luther sechs Strophen, wovon im ev. Gesangbuch Nr. 273 die letzte Strophe durch eine andere ersetzt worden ist.