Wie klingt der Frühling?

von David Rauh (25.03.2022)

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, die Blumendüfte kehren zurück. Alles grünt und in den Gärten und auf den Wiesen explodieren die Farben… Wie stellt sich das alles musikalisch dar? Stretta-Redakteur David Rauh sucht eine Antwort anhand seiner persönlichen Musik-Highlights zum Frühling.

Harfenklang

In Eduard Mörikes berühmtem Gedicht Er ist’s sind die Blumen und die Düfte nicht genug – es braucht den Klang, um den Frühling endgültig zu identifizieren:

„Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!“

Vielleicht hatte Felix Mendelssohn Bartholdy am 1. Juni 1842 die gleiche Assoziation, als er „Ein Frühlings-Lied ohne Worte“ komponierte, das die für die Harfe typischen Arpeggien in der Begleitung zum Klingen bringt. Der Titel steht zwar auf dem Deckblatt seiner Reinschrift, doch nicht mehr in der Veröffentlichung im 5. Heft der Lieder ohne Worte op. 62.

Dieses Allegretto grazioso gefiel der Widmungsträgerin des Zyklus, Clara Schumann, ganz besonders. Auch mich verzückt das Zusammenspiel zwischen der anmutigen Melodie und der luftigen ‚Harfen‘-Begleitung.

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Sonnenschein

Im Frühling werden die Tage länger und die Sonne lugt wieder häufiger aus den Wolken hervor. So konnte der Beatles-Gitarrist George Harrison an einem warmen Apriltag 1969 nicht anders als zu singen: „Here Comes The Sun“. Er komponierte den Song im Garten seines Freundes Eric Clapton. Der Song erschien später auf dem legendären Album Abbey Road.

Neben dem biographischen Hintergrund zeugt der Liedtext von einer unbeugsamen Zuversicht, dass, auch nach einem „long, cold lonely winter“, alles wieder besser wird, dass (auch das metaphorische) Eis langsam schmilzt und das Lächeln wieder in die Gesichter zurückkehrt. Die Musik drückt diese Freude musikalisch aus, indem zum Beispiel ausschließlich Dur-Akkorde vorkommen.

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Die Coverversion von Jacob Collier und dodie setzt aber noch einen – eher: noch zehn – drauf. Hier kommt nicht nur die Sonne, hier kommt die Musik. Während der Anfang noch vergleichsweise zaghaft wirkt, steht im Mittelteil die pure Freude am Musikmachen mit allen zur Verfügung stehenden Instrumenten im Vordergrund. Die Bridge des Beatles-Originals erscheint bei Collier erst am Ende. Er denkt die tonal überraschende Wendung der Beatles über „Sun, sun, sun“ weiter mit nie enden wollenden, immerzu neuen Harmonien – da geht bei mir die Sonne auf!

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Besänftigung

Der Frühling hat in Sergei Rachmaninows Kantate Der Frühling op. 20 (original: Vesna) eine beruhigende Wirkung. Die ersten Anzeichen der neuen Jahreszeit retten einen rachsüchtigen Mann davor, seine Frau wegen Untreue zu ermorden.

Das Gedicht von Nikolai Nekrasov ist geradezu dazu prädestiniert, mit Musik unterlegt zu werden. Es gibt Kehrverse (die Ankündigung des Frühlings), ein Winterlied (die verfinsterten Gedanken) und ein Frühlingslied (die abschließende Vergebung). Allein bei der Beschreibung des Frühlings als „grünes Rauschen“ – so die wörtliche Übersetzung des Gedichttitels Zelenyy Shum – assoziiert man sofort Klangfarben.

Der Wandel vom Winter in den Frühling wird musikalisch dargestellt: So wie das E-Dur des Frühlings sich über einen längeren Zeitraum (etwa über Anleihen aus der Mollvariante) erst entfalten muss, so wird auch der Chor im Verlauf harmonisch ‚voller‘ – zunächst einstimmig und zum Abschluss des „Frühlingslieds“ sechsstimmig.

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Frühlingsopfer

Um eine andere Art von Besänftigung geht es in einer der berühmtesten Ballettmusiken für Orchester: die Opfergabe an einen Frühlingsgott im heidnischen Russland. Igor Strawinsky teilt in Le sacre du printemps das Frühlingsritual in zweite Teile. Im ersten kommen verschiedene Stämme zusammen und wetteifern miteinander. Im zweiten Teil vollführt die auserkorene Jungfrau während der eigentlichen Opferzeremonie Tänze in ihren Tod.

Das archaische Sujet erscheint wie gemacht für eine musikalische Umsetzung durch polytonale und polyrhythmische Konzepte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in dieser Form ganz modern waren.

Strawinsky äußerte sich über sein drittes Ballet so: „Im ‚Sacre du Printemps‘ wollte ich die leuchtende Auferstehung der Natur schildern, die zu neuem Leben erweckt wird […], die Auferstehung der ganzen Welt.“ Auch die Christenheit feiert ihr bedeutendstes Fest, das der Auferstehung Jesu, im Frühling.

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Auferstehung

Ostern ist unmittelbar an den Frühling – seinen ersten Vollmond – geknüpft. Die Assoziation ist eindeutig: Die Auferstehung Christi geht einher mit der Wiedergeburt der Natur. Der Choral „Christ ist erstanden“ ist der älteste erhaltene liturgische Gesang in deutscher Sprache. Seit über 900 Jahren wird er in den Kirchen zur Osterzeit gesungen! Es ist jahrhundertelange Praxis, Choräle zur Grundlage neuer Kompositionen zu machen. So gibt es zu „Christ ist erstanden“ natürlich eine Vielzahl an Bearbeitungen. Ich möchte zwei aktuelle, sehr unterschiedliche Beispiele für Orgel zeigen:

Erstens: Die „Meditation“ von Dieter Blum (Stadtkantor im unterfränkischen Hammelburg) bildet über Versatzstücke des Chorals ein andächtiges Orgelstück, das die innerliche Freude ausdrückt:

„Des solln wir alle froh sein;
Christ will unser Trost sein.“

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Dieter Blums „Meditation zu ‚Christ ist erstanden‘“ erschien in der Edition Stretta:

Orgelstücke zum Gottslob 4: Ostern

Zweitens: Die Sinfonische Toccata von Johannes Rauh (Regionalkantor im mittelfränkischen Ansbach) reharmonisiert die komplette Melodie in verschiedenen Variationen, die den Triumph der geretteten Welt feiern:

„Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist,
so freut sich alles, was da ist.“

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Nostalgie

Wandern wir zum Schluss einmal zeitlich etwas weiter im Jahreskreis und nehmen einen Standpunkt ein, der zurückblickt auf den Frühling, wie in dem zum Jazz-Standard gewordenen Lied „I’ll Remember April“ von Gene de Paul.

Im Text von Patricia Johnston und Don Raye steht der Frühling für eine kurz aufgeblühte Liebesbeziehung, deren Tage mittlerweile gezählt sind. Die nostalgische Rückschau auf die gemeinsame Zeit erwärmt das Herz ob der kommenden kummervollen Herbsttage.

In der Interpretation von Carmen McRae und dem Mat Mathews Quintet bekommt die Nummer eine beschwingte Leichtigkeit, die das Wohlgefühl in den Lyrics unterstreicht.

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Mit „I’ll Remember April“ befinden wir uns nun schon im Sommer. Aber wie klingt der eigentlich? Holger Slowik beantwortet diese Frage mit seiner ganz persönlichen Musikauswahl. Hier erfährst du mehr:

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