ln den meisten großen Chorwerken Johann Sebastian Bachs nimmt dieser mit der Gestaltung von allgemein bekannten Chorälen Bezug auf die gottesdienstliche Erfahrungswelt seiner Zuhörer. Text und Melodie waren den meisten Menschen geläufig und konnten so ihre emotionale Kraft entfalten.
Hier nun der Versuch, diese Sätze auch für kleinen bzw. dreistimmig gemischten Chor praktikabel zu machen. Das ist natürlich nicht ohne chorische Herausforderung möglich:
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Durch die Dreistimmigkeit wird die Stimmführung für Alt und Bass etwas anspruchsvoller, da der Tenor ja befriedigend ersetzt werden muss.
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Für Alt und Bass ist auch der Tonumfang größer. Im Bass wurde mit Rücksicht auf persönliche Stimmlage durch Stichnoten ein Ausweichen bei großer Höhe bzw. Tiefe ermöglicht.
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Mit kleinerer Besetzung sollten die Tempis etwas flüssiger genommen werden, da der Klang auch durchsichtiger ist. Wichtig wird damit eine lebendige Deklamation der Texte, was durchaus zu einer ganz verschiedenartigen Strophengestaltung führt.
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Manche Sätze wurden transponiert, um dem Sopran quälende Höhen zu ersparen. Das ist jeweils vermerkt, um bei Bedarf auch in der Originaltonart singen zu können.
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Gelegentliche obligate Zusatzstimmen könnten für Abwechslung in der Strophenfolgesorgen.
Ein wesentliches Merkmal dieser Ausgabe sind die neuen Texte. Sicher haben die überlieferten Choraltexte bleibende Aussagen und erinnern an pesöhnliche Erfahrungen. Außerdem sind sie historisches Kulturgut. Doch leider sind auch Text und Reim einer Verfallszeit unterworfen. Besonders für nicht mit kirchlichen Traditionen vertraute Menschen sind sie oft unverständlich, sperrig oder fragwürdig. In den neuen Gesangbuchausgaben werden deshalb immer wieder mit Erfolg Textmodernisierungen praktiziert.
Die neuen Texte in dieser Ausgabe sind größtenteils keine Nachdichtungen, sondern befassen sich mit heute gefragten Glaubensthemen bzw. dem Kirchenjahr. So ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die musikalische Gute Nachricht, thematisiert durch Predigt oder Kirchenjahr in unserer Zeit gehört zu werden. (Johannes Leue)